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 Die toxische Falle ideologischer Schubladen - Warum "Links" und "Rechts" in die Irre führen

Immer wieder landen wir in der Deutungsfalle, politische Ideologien und Bewegungen auf einer eindimensionalen Links-Rechts-Skala verorten zu wollen. Doch dieser Ansatz reduziert Komplexität in gefährlicher Weise und befördert eine Schwarz-Weiß-Denkweise, die den Blick für Nuancen und Widersprüche verstellt. 

Ein Paradebeispiel sind die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler. Oberflächlich betrachtet, vertraten sie mit Forderungen nach Planwirtschaft, Antikapitalismus und Verstaatlichungen durchaus linke, sozialistische Wirtschaftsideen. Doch ihre völkische Rassenideologie der "Überlegenheit der Arier", ihr extremer Nationalismus und der hasserfüllte Antisemitismus waren zutiefst rechtsextrem und unvereinbar mit den internationalistischen Zielen des Marxismus.

Die NS-Ideologie stellte eine toxische Mischung verschiedener totalitärer Elemente aus unterschiedlichen Lagern dar. Sie mit einem pauschalen Links- oder Rechts-Etikett zu versehen, verfehlt ihren widersprüchlichen Gehalt.

Auch andere ideologische Strömungen zeigen, dass die Links-Rechts-Trennung oft mehr verwirrt als erhellt: Der Stalinismus in der Sowjetunion etwa war sicherlich einer kommunistisch-sozialistischen Wirtschaftsutopie verpflichtet, entwickelte sich aber zu einem totalitären, russisch-nationalistischen Regime mit antisemitischen Unterströmungen.  

Selbst Urväter des Sozialismus wie Karl Marx äußerten sich bisweilen unverhohlen antisemitisch, wenn auch aus ökonomischer Kritik des Finanzkapitals heraus. Hier treffen sich vermeintlich "linke" und "rechte" Motive in unzulässiger Weise.  

Auch in der heutigen Politik erweist sich die Einteilung in "Links" und "Rechts" als zunehmend irreführend. Auf der einen Seite finden sich Parteien quer durch das Spektrum, die marktwirtschaftliche Konzepte mit sozialer Verantwortung verbinden wollen. Auf der anderen Seite haben radikale Kräfte an beiden Rändern oft mehr Gemeinsamkeiten als sie trennt: Eine antiliberale, autoritäre Einstellung, Demokratieverachtung und die Aufkündigung von Diskurs zugunsten von Keulenschlägen.  

Es führt kein Weg daran vornüber: Wir müssen diese Schubladenideologien hinter uns lassen, wenn wir unsere Gesellschaft wirklich voranbringen wollen. Nicht die künstlich aufgezwungene Einteilung in "Links" und "Rechts" sollte leitend sein, sondern die konkreten politischen Konzepte und ihre Folgen für Freiheit, Wohlstand und sozialen Zusammenhalt.  

Pauschale Gut-Böse-Narrative auf Basis einer vermeintlichen Positionierung auf der Schubladenskala "Links-Rechts" mögen Durchschlagskraft in politischen Kampagnen haben. Sie verhindern aber einen sachlichen, differenzierten Diskurs zu den besten Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit.  Lassen wir diese toxische Falle hinter uns und begegnen wir uns endlich auf Augenhöhe in der Pluralität demokratischer Debatten!