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 Blinde Flecken im Antidiskriminierungsbericht 2023

Der kürzlich veröffentlichte Antidiskriminierungsbericht 2023 der Antidiskriminierungsstelle des Bundes präsentiert auf den ersten Blick eine Fülle von Daten und Erkenntnissen über Diskriminierungserfahrungen in Deutschland. Doch bei näherer Betrachtung offenbaren sich ernsthafte Fragen zur Ausgewogenheit und Selbstreflexion der Institution.

Zunächst fällt auf, dass der Bericht zwar eine Rekordzahl von über 10.000 Beratungsanfragen verzeichnet, aber kaum hinterfragt, inwieweit diese Zahlen repräsentativ sind. Die Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle bleibt im Dunkeln, ebenso wie mögliche Verzerrungen durch Selbstselektion der Meldenden.

Besonders auffällig ist das Fehlen einer differenzierten Betrachtung von Diskriminierungserfahrungen. Während rassistische Diskriminierung breiten Raum einnimmt, sucht man vergeblich nach einer Auseinandersetzung mit möglicher Diskriminierung der Mehrheitsbevölkerung, etwa durch Quoten oder positive Diskriminierung. 

Diese Leerstelle wirft Fragen auf: Werden bestimmte Formen von Diskriminierung bewusst ausgeklammert? Oder fehlt es an der nötigen Sensibilität, um das gesamte Spektrum diskriminierender Erfahrungen zu erfassen?

Besorgniserregend sind in diesem Zusammenhang auch öffentliche Äußerungen der Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Ferda Ataman, die in der Vergangenheit mit Begriffen wie "Kartoffeln" oder "Biodeutsche" für Kontroversen sorgte. Solche Aussagen lassen Zweifel an der Unvoreingenommenheit der Institution aufkommen und werfen die Frage auf, ob hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

Ein wirklich umfassender Antidiskriminierungsbericht müsste sich auch mit solchen Widersprüchen auseinandersetzen. Er sollte die eigene Rolle kritisch hinterfragen und transparent machen, wie mit möglichen Voreingenommenheiten umgegangen wird.

Trotz der wertvollen Daten und Initiativen, die der Bericht präsentiert, hinterlässt er den Eindruck einer verpassten Chance. Eine Institution, die Diskriminierung bekämpfen will, muss bei sich selbst anfangen und alle Formen von Vorurteilen und Ausgrenzung in den Blick nehmen – auch die unbequemen.

Es bleibt zu hoffen, dass künftige Berichte diese blinden Flecken adressieren und damit einen wirklich ganzheitlichen Beitrag zur Bekämpfung von Diskriminierung in all ihren Facetten leisten.