Die Doppelte Blindheit: Europäer als Sklaven und der Ignorierte Ostafrikanische Sklavenhandel In der globalen Erinnerungskultur scheint ein Kapitel der Sklavereigeschichte häufig übersehen zu werden: Die Versklavung von Europäern durch arabische und nordafrikanische Sklavenhändler und der umfangreiche Sklavenhandel in Ostafrika. Während der transatlantische Sklavenhandel intensiv diskutiert und zurecht angeprangert wird, bleiben andere Dimensionen dieser inhumanen Praxis im Dunkeln und werden selten thematisiert. Bereits bevor afrikanische Sklaven über den Atlantik verschifft wurden, gab es einen florierenden Markt, auf dem Europäer in den Mittelmeerregionen und im Nahen Osten als Sklaven gehandelt wurden. Von Barbaresken-Korsaren gefangen genommen oder durch Überfälle erbeutet, fanden sich viele Europäer in der Sklaverei wieder. Dieser Aspekt der Sklavereigeschichte wird oft übersehen, was die Komplexität und Reichweite des Sklavenhandels der Vergangenheit unterschätzt. Parallel dazu entwickelte sich ab dem 7. Jahrhundert ein ebenso verheerender Markt: der Sklavenhandel in Ostafrika. Der arabische Sklavenhandel, mit seinem Zentrum in Sansibar, prägte über Jahrhunderte das Schicksal von Millionen von Ostafrikanern, die in den Nahen Osten und darüber hinaus verschleppt wurden. Historische Schätzungen wie die von Tidiane N'Diaye, die von 17 Millionen versklavten Afrikanern sprechen, legen Zeugnis von der Größenordnung dieser Tragödie ab. Trotzdem findet dieser Teil der Geschichte in den heutigen Diskursen kaum Beachtung. Die Konsequenzen dieser einseitigen Geschichtsbetrachtung sind weitreichend: Sie verzerren unser Verständnis der Vergangenheit und erschweren es, die heutigen sozialen und politischen Probleme, die Wurzeln in dieser Zeit haben, zu adressieren. Es ist unerlässlich, dass wir die Geschichte der Sklaverei in all ihren Facetten anerkennen. Die Versklavung von Europäern und der ostafrikanische Sklavenhandel müssen in den Diskurs integriert werden, um eine vollständige Aufarbeitung der Vergangenheit zu ermöglichen. Eine solche Auseinandersetzung ist notwendig, um die Komplexität der historischen und gegenwärtigen Ungerechtigkeiten zu begreifen und um die Basis für eine gerechtere Zukunft zu legen. Nur durch das Annehmen dieser umfassenden Perspektive können wir sicherstellen, dass alle Opfer der Sklaverei die Anerkennung erhalten, die ihnen gebührt, und dass kein Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte ignoriert wird. Quellen: https://www.dw.com/de/sklavenhandel-in-ostafrika-ein-verschwiegenes-kapitel/a-50101582 https://de.wikipedia.org/wiki/Barbaresken-Korsaren